Fred Kelemen

© Oliver Dietze

Biografie

Nach Studien der Malerei, Musik, Philosophie, Religions- und Theaterwissenschaft und der Arbeit als Regieassistent an verschiedenen Theatern, studierte Fred Kelemen Regie und Kamera an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Für seinen Diplomfilm Verhängnis (Fate) erhielt er im Jahr 1995 den Deutschen Filmpreis. Susan Sontag nannte den Film in ihrem in der New York Times erschienenen Aufsatz The Decay of Cinema als eines der wenigen Beispiele authentischer zeitgenössischer Filmkunst.
Für Jens Jessen, der „diesen meisterhaft verzweifelten Film“ als „wahrscheinlich genial“ bezeichnete, schlagen sich Kelemens Studien der Malerei und seine Theatererfahrungen unübersehbar in der Kameraarbeit nieder: „Fred Kelemen kommt von der Malerei: das gibt seinen Bildern das Licht, die Textur und die Ikonographie von Gemälden; und er kommt vom Theater: das gibt ihm den Instinkt für den Moment, in dem der Vorhang fallen muss.“

Seit Mitte der 90er Jahre realisierte Kelemen als Regisseur eine Anzahl von Filmen und Videos und arbeitete als Kameramann für internationale Koproduktionen im Bereich des Spiel- und Dokumentarfilms mit Regisseuren wie Joseph Pitchhadze (Sweets, 2012), Béla Tarr (Journey to the Plain,1995, The Man from London, 2005-2007, The Turin Horse, 2009-2011), Rudolf Thome (Das Sichtbare und das Unsichtbare, 2006), Gariné Torossian (Stone, Time, Touch, 2004).


2016/17 drehte Fred Kelemen als Schauspieler den Film Suspiria von Luca Guadagnino mit Tilda Swinton, Ingrid Caven, Angela Winkler, Dakota Johnson, Mia Goth neben anderen.

Als Dozent hielt Fred Kelemen Vorlesungen und leitete Meisterklassen an Universitäten, Film- und Kunsthochschulen in Barcelona, Genf, Riga, Kidderminster, Cambridge (USA), Santiago de Chile, Bangkok, Berlin, Tel Aviv und Lyon. 
Zudem inszenierte er seit 2000 an verschiedenen Theatern in Deutschland wie dem Prater der Volksbühne Berlin und dem Staatsschauspiel Hannover. Retrospektiven seiner filmischen Arbeit wurden an Orten wie den Anthology Film Archives New York, der Tate Modern Gallery London, dem Ungarischen Nationalen Filmtheater Budapest sowie in Kinos, Kinematheken, Filmmuseen und auf Filmfestivals weltweit präsentiert. Mit seiner Filmproduktionsfirma Kino Kombat Filmmanufactur produzierte und koproduzierte er etliche Filme. 
Fred Kelemen ist Mitglied der Deutschen Filmakademie, der Europäischen Filmakademie und des Europäischen Kulturparlaments. Im Frühjahr 2013 erhielt Fred Kelemen den Innovationspreis des Verbands der deutschen Filmkritik für herausragende Bildgestaltung und sein künstlerisches Gesamtwerk.
 
Fred Kelemen ist zum Mitglied der US-amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences berufen worden.

Film

Missing People, 2019
Regie: Béla Tarr
(Österreich)

Esau, 2018
Regie: Pawel Lungin
(Russland, Israel)

Muhamed (13'), 2017
Regie: Béla Tarr

Sarajevo Songs of Woe, 2016
I. Blue Ballad for Lovers / II. Blue Psalm for Wolves / III. Blue Rondo for Survivors
Regie: Fred Kelemen
(Bosnien und Herzegowina, Deutschland
)

Sweets, 2013
Regie: Joseph Pitchhadze

(Israel, Frankreich)

Das Turiner Pferd, 2009/ 2011
Regie: Béla Tarr
(Ungarn, USA, Frankreich, Schweiz, Deutschland)
Auszeichnungen: 
„Golden Camera 300“ – Bester Kameramann - International Cinematographers’ Film Festival Manaki Brothers/Mazedonien 2011
Ungarischer Filmpreis "Magyar Filmkitiikusok Dija" – Bester Kameramann – 2012/  Ungarn

Der Mann aus London, 2005/ 2007
Regie: Béla Tarr
(Ungarn, Frankreich, Schweiz, Deutschland)

Das Sichtbare und das Unsichtbare, 2006
Regie: Rudolf Thome

Glut, 2005
Regie: Fred Kelemen
(Lettland, Deutschland)
Auszeichnungen:
u.a. Prix FIPRESCI 2005, FIlmpreise in Georgien und Lettland

Abendland, 1999
Regie: Fred Kelemen
(Deutschland, Portugal)
Auszeichnungen:
Prix FIPRESCI 1999
Premio „Principado de Asturias“ al mejor largometraje (Preis für den besten Film) – Gijón International Film Festival/Spanien 1999
“Prix Aurora” – Tromsö International Film Festival/Norwegen 1999

Frost, 1997/ 1998
Regie: Fred Kelemen
Auszeichnungen:
Innovation Award (Bester innovativer Film) – Festival Internacional de Cine de Figueira da Foz/Portugal 1997
Prix FIPRESCI (Preis der Internationalen Filmkritik für den besten Film Rotterdam International Film Festival/Niederlande 1998
Cariddi D’Argento Alla Migliore Regia (Preis für den besten Regisseur) Taormina International Film Festival/Italien 1998 

Verhängnis, 1994
Regie: Fred Kelemen
Auszeichnungen:
Prix FIPRESCI (Preis der Internationalen Filmkritik für den besten Film) Special Mention – Toronto International Film Festival/Kanada 1994
Publikumspreis – Filmfestival “Max-Ophüls-Preis” Saarbrücken/Deutschland 1995
Deutscher Filmpreis – Deutschland 1995
Precolumbian Gold Circle Award für den besten Regisseur – Bogota International Film Festival/Kolumbien 1995
Preis für den besten Regisseur – Molodist International Film Festival Kiev/Ukraine 1995
“Arsenáls Magic Crystal” – “Arsenáls Film Forum” Riga International Film Festival/Lettland 1996

Kalyi – Zeit der Finsternis, 1991/ 1993
Regie: Fred Kelemen
(Deutschland, Ungarn)

Dokumentarfilm

Stone, Time, Touch, 2004
Regie: Gariné Torossian

(Kanada, Armenien)

Tatao Samoa, 2000
Regie: Gisa Schleelein
(Deutschland, Schweiz)


Kurzfilm

Reise in der Tiefebene, 1995
Regie: Béla Tarr
(Ungarn)




© Fred Kelemen 2016



Kamera für
Sarajevo Songs of Woe, Regie: Fred Kelemen

Sarajevo Songs of Woe ist ein filmisches Triptychon, das aus den beiden narrativen Teilen "Blue Ballad for Lovers" und "Blue Rondo for Survivors", sowie dem dokumentarischen Mittelteil "Blue Psalm for Wolves" besteht, die in einander fließen und so ein universelles Mosaik fragmentarischen Lebens in Sarajevo bilden. Die Kamera folgt verschiedenen Protagonisten und verwebt sich mit ihrem filmischen Reigen von Hoffnung und Verzweiflung, Liebe und Tod auf der Suche nach einem würdevollen Leben, zerbrechlich aufgespannt zwischen der Sehnsucht nach der Wärme der Liebe und der Kälte unserer zivilisatorischen Wirklichkeit.

SARAJEVO SONGS OF WOE
- I. Blue Ballad for Lovers / II. Blue Psalm for Wolves / III. Blue Rondo for Survivors -
(140 min. - schwarz-weiß / farbig, Deutschland, Bosnien und Herzegovina 2016)

Weltpremiere: 32. Internationales Filmfestival Warschau 2016

Fred Kelemen ist zum Mitglied der US-amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences berufen worden. Wie der Academy-Präsident Hawk Koch betont, zählt er „zu den besten Filmemachern unserer Zeit". Im September 2013 wurden die neuen Mitglieder feierlich aufgenommen. 

(Quelle: oscars.org)



Kamera für Sukariot (Sweets), Regie: Joseph Pitchhadze

Mit dem in Jerusalem gedrehten Film Sukariot (Sweets) nimmt einer der angesehensten Regisseure, die derzeit in Israel tätig sind, das Filmemachen acht Jahre nach Erscheinen seines letzten Films Year Zero wieder auf.

Das Drehbuch der israelischen Produktion - ursprünglich angeregt durch einen Zeitungsartikel über die brutale Rivalität zwischen jüdischen und arabischen Kaffeefabrikanten - ist ein Gemeinschaftswerk von Joseph Pitchhadze und Dov Stoyer, der bereits Koautor und Produzent von Year Zero war.

Pitchhadze beschreibt die anfängliche Idee zum Film als „einen Konflikt über Süßwaren, der eskaliert und in einen politischen Kriegszustand mündet“ und dabei einen Versuch darstellt, „den existentiellen Zustand des Menschen in der modernen Welt zu thematisieren“. Laut Pitchhadze ist der Film gespickt mit politischen Elementen, die stets dem Menschen entspringen. Es war das Ansinnen des Regisseurs, Problemfelder zu berühren, mit denen sich der Mensch unablässig konfrontiert sieht, ohne sich dabei jedoch direkt mit Politik auseinanderzusetzen. Vielmehr sollte die Problembehandlung über das Gebaren im geschäftlichen Wettbewerb dargestellt werden.

Mit der Kameraarbeit wurde Fred Kelemen betraut, den Pitchhadze als einen „unglaublichen Kameramann“ bezeichnet. Bis auf eine bestehen sämtliche Szenen des Films aus einer Einstellung, was „eine sehr komplizierte Choreographie der Kamera mit Schauspielern, Raum und Zeit mit sich bringt“ - so Pitchhadze, der während der Arbeiten zu Sweets über Kelemen sagte: „Since Fred is probably the best photographer alive today, at least in my eyes, with him this is doable“.
 
(Quelle: www.haaretz.com)

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